2021. október 30., szombat

Immanuel Löw: Glasmalereien der neuen Synagoge in Szegedin

(Mitteilungen der Gesellschaft für jüdische Volkskunde, Heft XIII. Hamburg 1904, Nr. 1. 37–39.)

 

Die Fenster der beiden Langseiten der Synagoge sollen den Festcyklus des synagogalen Jahres darstellen. ‒ Der Cyklus beginnt mit dem Werktage im Südosten und schliesst mit Purim und Chanuka im Nordwesten. ‒ 

I. Dreiteiliges Fenster: Der Werktag. Darstellung des Bibelverses: „Dornen und Disteln soll dir [die Erde] tragen, und du sollst das Kraut des Feldes essen; im Schweisse deines Angesichtes sollst du dein Brot essen. ‒  Der mittlere Teil des Fensters zeigt einen arabischen Holzpflug zwischen Weizenähren, die beiden Seitenteile Distelgewächse (Eryngium). ‒  Im mittleren Giebelfelde Gebetriemen und Schaufäden, rechts und links Sammelschüsselchen. ‒  Die innere Bordüre aller drei Fenster bilden als Darstellung der Woche je sechs Distelköpfe und eine Weizenähre. ‒  Die äussere Bordüre, die an allen Fenstern gleich ist, wird aus den Lilien der Hasmonäer-Münzen gebildet, nur in die Ecken kommt der achteckige Stern der Königin Salome. [Taf. 3 oben.]

II. Dreiteiliges Fenster: Der Sabbat. Aufschrift das Sabbatlied: „Komm Geliebter der Braut entgegen … komm o Braut! Rechts: Freitag Abend. Sabbatlampe, darunter zwei Sabbatbrote und kleiner Kidduschbecher. ‒  Mitte: Sabbat Vormittag. Grosser Kidduschbecher (Sammlung Strauss), Thorarolle mit Mäntelchen und heiligen Geräten. Links: Sabbat-Ausgang. Gewürzbüchse, zwei geflochtene brennende Wachskerzen, kleiner Becher [Becher von den Makkabäer-Münzen] (Hawdala) und Apfelblüten (חקל תפוחין). 

Innere Bordüre rechts und links: Gewürznelken und Oelzweige, in der Mitte die Accente der hebräischen Bibel; Gewürznelken zum Sabbatausgang, Oelzweige zum Sabbateingang gehörig. [Taf. 3 unten.]

III. Zweiteiliges Fenster: Pessach-Fest. Seder-Schüssel (aus dem zweiten Hefte der „Mitteilungen”). Aufschrift: „Tag unserer Befreiung zwischen je zwei Kelchen. Bild vom Meeres grunde; aus dem Meere aufsteigend Papyrus und Schilf.

Innere Bordüre: Gerste, die Opferfrucht des Pessachfestes, und Cichorienblüten, als Vertreter der bitteren Kräuter des Seder-Abends. [Taf. 4 links.]

IV. Doppel-Fenster: Das Wochenfest. Giebel: Saphir-blaue Gesetzestafeln. Aufschrift: „Tag der Offenbarung. Zweig der Nilacacie ‒ Vertreter der Bundeslade.

Innere Bordüre: Je sechs Dornbuschblüten (Rubus Sanctus) und eine Weizenähre; im ganzen siebenmal, die 49 Tage zwischen Pessach und Schowuoth. [Taf. 4 rechts.]

V. Oberlicht über dem Südthore: Neujahrs-Fest. Zwei gekreuzte Schofar; Granatblüte in weissem Felde, als Sinnbild der Sünde, weisse Lilie in granatrotem Felde als Sinnbild der Vergebung.

Innere Bordüre auf der Wiederholung des Fensters in der Frauenempore: Beeteblüte (Beta vulgaris), die am Neujahrstage gegessen wird; Aufschrift auf der Wiederholung in der Frauenempore: „Am Neujahrstage werden sie eingeschrieben. [Taf.5 oben.]

VI. Oberlicht über dem Nordthore: Versöhnungs-Tag. „Ich habe vergeben in Strahlen. ‒  Aufschrift: „Am Versöhnungstage werden sie gesiegelt. Alles Uebrige wie bei Nr. V. [Taf. 5 unten.]

VII. Doppel-Fenster: Laubhüttenfest. Die Umzüge des Festes durch Altartisch in sieben konzentrischen Kreisen in Regenbogenfarben dargestellt. Aufschrift: „In Hütten sollet ihr wohnen, ‒  zwischen je drei Paradiesäpfeln. Die Laubhütte zwischen je zwei Feststräussen.

Innere Bordüre: rechts Weiden und Myrten, links Myrten und Weiden. [Taf. 6 links.]

VIII. Doppel-Fenster: Schlussfest und Gesetzesfreude. Giebel: Obst: Feigen, Oliven, Granatäpfel. Aufschrift: „Herr der Geister, hilf uns, Hosianna. Rechts: Grab Rachels, Hinweis auf die Seelenfeier am Schlussfeste; links: offene Thora mit darübergeworfenem, herabhängendem Seidenbande.

Innere Bordüre: Kaper und Mandelblüten aus dem Prediger Salomos, der am Schlussfeste gelesen wird. [Taf. 6 rechts.]

IX. Dreiteiliges Fenster: Purim und Chanukafest. Aufschrift: „Licht und Freude, Jubel und Ehre (Esther-Buch). Rechts: Giebel: Krone Mordechais, Esther-Büchlein in Silber-Etui (Sammlung Strauss). Mitte: Giebel: Palmzweige, der Sieg. Blauweisses Banner der Makkabäer, mit der Aufschrift: „Wer ist wie Du unter den Mächtigen, Ewigen. Links: Der Oelkzug des Heiligtums mit dem Siegel des Hohenpriesters. Trenderl für Chanuka und Weintrauben für Purim. Chanuka-Lampe mit acht Oellämpchen (orientalische Arbeit im Wiener jüdischen Museum).

Innere Bordüre: Ingwer und Pfefferblüten als Erinnerung an das Purim-Gebäck; in der Mitte Makkabäer-Münzen. [Taf. 7 oben.]

X. Dreiteiliges Fenster: Gedenktag der Zerstörung Jerusalems. Aufschrift: „Wenn ich Dein vergesse Jerusalem, vergesse mich meine Rechte. Giebel: Steppen-Hexen, Jericho-Rose (beide aus Kerner's Pflanzenleben). Rechts und links: Palmen, Sinnbilder Palästinas; Mitte : die Klagemauer.

Innere Bordüre: Epheu, Kletten und Lilien כשושנה בין החומים [Taf. 7 unten.]

XI. Chor-Fenster; im Masswerke je ein hebräisches Wort: „Ich will den Ewigen mein Leben lang rühmen, meinem Gotte lobsingen, so lange ich bin. Unter dem Masswerke, Doppelfenster mit je einer Harfe von den Münzen Barkochbas und den silbernen Trompeten des Heiligtums.

XII. Fenster im ersten Stockwerke über dem Hauptportale: Erinnerungen an das Heiligtum in Jerusalem und an die alte hiesige Synagoge. ‒  Im Masswerke: Kultus-Geräte aus dem Heiligtume, Brustschild des Hohenpriesters, siebenarmiger Leuchter; Priesterhände zum Segen ausgebreitet.

Darunter: Aussenansicht der alten Synagoge während der Ueberschwemmung im Jahre 1879. Aussenansicht der neuen Synagoge.

Die Malerei der Parterre-Fenster wiederholt sich in entsprechend geänderter Anordnung auf den grossen Fenstern der Frauenempore, von denen das Südfenster Schowuoth, Versöhnungstag und Simchat Thora auf Tafel 4‒6 reproduziren. Die Glaskuppel ‒ Durchmesser 10 Meter ‒ stellt den Himmel dar, der sich über der mit Blumen geschmückten Erde wölbt.

 

Szegedin, Juni 1903.                                                                                        I. Löw.

 

Tafel 1


Tafel 2


Tafel 3


Tafel 4


Tafel 5


Tafel 6


Tafel 7


Tafel 8
 
 


Az eredeti nyomtatott változat pdf-ben:

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